Ein Blick durch die Lupe

Es ist lange her, dass ich auf diesem Block etwas Neues veröffentlicht habe. Daran, dass ich meine Erfahrungen gerne in Gedanken und Gedichten festhalte, hat sich jedoch nichts verändert.

Nach einem Monat im Iran, einiger Zeit in der Türkei und mittlerweile knapp drei Wochen auf Zypern, ist ein neues Gedicht entstanden, welches ich in diesem Blog gerne festhalten möchte.

Ich seh’ das Blitzen der Gesichter
Das heiße Brennen dieser Welt
Das letzte Lodern vieler Lichter
Bevor so viel zusammenfällt

Ich les‘ die Zeilen auf Papier
Kampf um Kultur und Religion
das Gegenüber im Visier
Strotzend vor Hass und Aversion

Ich hör‘ das Leid und all den Schrecken
Durch Raub und Kräfte der Natur
Die Sorge kriecht in alle Ecken
Rettung und Hilfe auf der Spur

Zeitgleich mit erstaunten Augen
Bringt mir die Welt so vieles nah
Lässt mich an das Gute glauben
hofft die Wunder werden wahr

Lässt Kulturen mich entdecken
Mich vor allem selbst verstehen
so viel Neugier in mir wecken
und Privilegien eingestehen

Zwischen diesen Stühlen
Doch dem Ausgang noch stets nah
kann ich den Zwiespalt in mir fühlen
wird mir mein Luxus durchaus klar

Umso größer wird das Streben
nach Verständnis dieser Welt
auf der mit Krieg und Hass wir leben
obwohl sie täglich uns erhellt.

04/10/2022

Ein Nachtrag

Während ich zur Zeit ein weiteres Mal durch Südostasien reise, ist mir bewusst geworden, wem ich für all meine Erfahrungen in dieser wunderbaren Gegend hier danken darf: dem Erwachsen werden.

Ein Plädoyer für das Erwachsen werden

Kind sein wird von uns allen geliebt
Ein Kind, das sich in Sicherheit wiegt
So ahnungslos und frei von Sorgen
In Mutters Arm so wohl geborgen

So möchten wir Eins immer sein
Zufrieden, ehrlich, glücklich, klein
Nicht wissend von Schmerz und Leid
Eine Unschuld, die uns Flügel leiht

Ein Jeder hat’s mal untermauert
Dem Kinde hinterhergetrauert
Als sei „Groß-sein“ reine Last
Und ein nicht gern gesehner Gast.

Doch ist’s das Leben, das dich lehrt
Das Dich mit so viel Glück beschert
Drum lass uns statt nur stets zu trauern
Und uns gänzlich zu bedauern

Dem Erwachsen-werden Danke sagen
Uns Zeit nehmen zu hinterfragen
Was uns gut daran gefällt
Erwachsen zu sein auf dieser Welt

Denn darf ich sagen, was mir fehlt?
Ein Mensch, der freudig mir erzählt
Was Erwachsen werden mit sich bringt
Und ein Loblied darauf singt.

Ich darf lernen und verstehen
Die Welt mit eignen Augen sehen
Ich darf Gewohnheit hinterfragen
Und wilde Abenteuer wagen

Ich darf mich ständig neu entdecken
Neue Interessen wecken
Darf kritisch meine Meinung teilen
Und an Gedankengängen pfeilen

Ich darf auf eigenen Beinen stehen
Ganz allein auf Reisen gehen
Darf meinen Alltag frei gestalten
Und mich komplett frei entfalten

Die unter euch, die nur ans Kind sein denken
Könnt ihr mir eure Zeit kurz schenken
Und mir eins bitte ehrlich sagen:
Konntet ihr all das schon in Kindheitstagen?

Es ist so vieles ein Geschenk,
Was man im Alltag oft verkennt
Was dem Groß-sein inne wohnt
Wofür es sich zu freuen lohnt

Drum‘ statt den ständigen Beschwerden
Komm lasst uns doch Erwachsen werden!
Lasst uns an Alle appellieren
Und uns zum Groß-sein gratulieren.

Lasst uns gemeinsam Gläser heben
Auf dieses doch so schöne Leben
Denn was würden wir entbehren
Wenn wir noch immer Kinder wären

Ein Glück bleiben mir noch viele Tage
In denen ich dies mit mir trage
Und mir auch in Zukunft denk‘
Erwachsen werden ist ein Geschenk!

Cambodia, Part 2.0.

ទីបំផុតខ្ញុំត្រឡប់មកវិញ 🇰🇭

Es ist Mittwoch, der 19. September 2018. Heute vor einem Jahr und eineinhalb Monaten stiegen wir mit nassen Augen in den Flieger, der uns zurück nach Deutschland bringen sollte. Der Moment war gekommen, in dem wir auf unbestimmte Zeit „auf Wiedersehen“ sagen mussten. Auf Wiedersehen an unsere FreundInnen, an unsere SchülerInnen, an unsere Feldbetten, an unsere Köchin, an unsere Haustiere, an das Klima, an die Eltern, an die Schule, an das Essen – an unser zweites Zuhause.

Vielleicht erinnert sich jemand noch an dieses letzte Abschiedsfoto…

Zwei Semester an der Universität habe ich inzwischen erfolgreich hinter mich gebracht, mich gut in Bamberg eingelebt, einen neuen Job gefunden und neue Menschen lieben gelernt. Bis heute hat meine Sehnsucht nach und meine Liebe für Kambodscha trotzdem angehalten. Dieses Land und die Menschen die ich während meines Freiwilligendienstes kennenlernen durfte haben mir so viel gegeben, dass es mir noch immer schwer fällt sie missen zu müssen.

Mit meinem Abschied habe ich damals gleichzeitig verkündet: „Khnom dauv mavueng“: ich komme wieder. Und hier bin ich nun, traurig und glücklich zugleich, froh, wieder in Tonle Bati zu sein.

Heute, fast 14 Monate später, sitze ich an dem selben Ort, an dem ich meinen letzten Blogeintrag schrieb. Umgeben von SchülerInnen, die ich letztes Jahr noch unterrichten durfte und die nun mindestens genauso glücklich sind wie ich, dass wir uns wiedersehen.

Wie fühlt es sich an zurück zu sein?

Zeit vergeht wie im Flug, das kennen wir alle. Auch das vergangene Jahr verging für mich so schnell, dass ich kaum glauben kann, dass es so lange her ist, als ich das letzte Mal in der Sonne auf diesem Schulgelände lag. Doch so wie ich gerade das Gefühl habe nie fort gewesen zu sein, saß ich oft Zuhause und war traurig darüber, wie „weit weg“ sich meine Zeit in Kambodscha anfühlt.

Mit Betreten des Schulgeländes haben sich meine Gefühle dementsprechend fast überschlagen: Aufregung pur, Vorfreude, Spannung, Glück und auch ein bisschen Angst brachten mein Herz zum Rasen. Inga und mein Besuch war für alle eine wahre Überraschung, da wir nur die Schulleiterin über unsere Rückkehr informiert hatten. Zu gerne hätte ich die überraschten Blicke mit einem Foto eingefangen!

Wie es sich anfühlt zurück zu sein lässt sich für mich kaum in Worte fassen. Es ist ein bisschen unglaublich, ein bisschen aufregend, ein bisschen anders, ein bisschen schwierig, ein bisschen schön, ein bisschen komisch… „vun allem ebbes“, würde meine Tante dazu wohl sagen. 😉

Ein paar Personen haben unsere Rückkehr für mich aber auf jeden Fall zu etwas ganz Besonderem gemacht und diejenigen sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben:

Zuallererst möchte ich Sothy erwähnen, der mich als erste mir bekannte Person in Kambodscha empfangen hat. Pünktlich hat er mich mit seinem Tuktuk in Phnom Penh abgeholt, um gemeinsam mit mir Inga am Flughafen zu empfangen. Danke für deine Hilfe, danke für eine weitere schöne Tuktuk-Fahrt und danke für den überglücklichen Empfang!

Thank you for picking me up, thank you for another unforgettable Tuktuk- ride and thank you for welcoming me in Cambodia.

Dear Thika, you are defenitely the next person who I’d like to thank. It makes me so happy to see you again and to practice my Khmer skills with you. Thank you for your patience, for every single coconut and for your infectious good mood. 💛

Phearin, Darin, Daria and Daniel. 👨‍👩‍👧‍👦

Phearin, you are the person who was most surprised when seeing us for the first time. I won’t forget your face that moment we woke you up. Thank you for sharing your knowledge about the cambodian culture with us and thank you for your hospitality. Best wishes to you and your family.

Reaksa. You make me smile every single day. Stay as beautiful and cute as you are today and go on teaching english to your dad. I’m already excited to see how you’ve changed when I meet you again.

Das Beste kommt wie immer zum Schluss: meine Retter in der Not, meine Khmer-Lehrer, meine absoluten Herzensmenschen und meine Quatschköpfe! Ich kann nicht beschreiben wie glücklich es mich macht, euch alle wiederzusehen. Hoffentlich bis bald: ihr seid die Besten.

ខ្ញុំស្រលាញ់អ្នកទាំងអស់គ្នា ខ្ញុំនឹងនឹកអ្នកខ្លាំងណាស់
សូមអរគុណអ្នកសម្រាប់អ្វីគ្រប់យ៉ាង ឃើញអ្នកនៅឆ្នាំក្រោយម្តងទៀត ♥️

 

Same same but different.

Auf den ersten Blick hat sich innerhalb des vergangenen Jahres nicht sonderlich viel verändert. Es wurde zwar an der ein oder anderen Ecke weiterhin fleißig gebaut und einige Neuerungen haben uns überrascht, aber die Worker, Schüler-, und LehrerInnen sind glücklicherweise zum Großteil noch dieselben. Auch das Haus in dem wir das Jahr über wohnten haben wir unverändert zurückgefunden (ob das jetzt unbedingt eine freudige Nachricht ist, lasse ich mal unkommentiert…).

Einige Fotos folgen als Bestandsaufnahme:

Doch der Schein trügt: es gibt sehr wohl einiges, das sich mit der Zeit verändert hat. Viele unserer SchülerInnen und auch einige LehrerInnen haben ihre Englischkenntnisse enorm ausgebaut – das war für mich eindeutig die schönste Überraschung. Auch das Lehrkonzept wurde überarbeitet und Klassen neu eingeteilt, was beides meiner Meinung nach dringend notwendig war.

Auch in Bezug auf die Freiwilligen, wie wir sie einst waren, hat sich einiges getan. Julia, Hannah, Sophie, Michelle, Leo und Fanny übernehmen mittlerweile unseren Job. Es ist schön, sie während unseres zweiwöchigen Besuches etwas besser kennengelernt zu haben. Einige Tipps, Tricks und Empfehlungen konnten wir natürlich auch noch weitergeben. Genießt eure Zeit, die Erfahrungen die ihr hier macht, wird euch niemand mehr nehmen!


 

Wir selbst sind nun nur noch hier zu Besuch. Zu Besuch als Freunde, die nach langer Zeit zurückkommen an den Ort, der uns auch in Zukunft weiterhin so viel bedeuten wird. „Diese Rückkehr brauche ich, um mit Kambodscha und meinem Freiwilligendienst abzuschließen“ dachte ich, bevor ich mich in den Flieger setzte. Nun bin ich hier und ich sage aus tiefstem Herzen:

Keine Sorge Kambodscha: Khnom dauv mavueng – ich komme wieder.

Fakten und Klischees, Part 2

Einmal versuchte ich bereits euch mehr oder weniger auffällige Eigenheiten der Einheimischen näher zu bringen. 12 Monate sind vergangen, es bleibt Zeit zu reflektieren und so werde ich mir stets über weitere Dinge bewusst, die auch Euch interessieren könnten.
Falls ihr nur noch bedingt über den Inhalt des „Fakten und Klischees, Part 1″ bescheid wisst, dann nutzt gerne den Moment, um euer Wissen aufzufrischen, bevor ihr diesen Eintrag weiterlest.

 


  1. KambodschanerInnen singen immer und gerne. In der Warteschlange, bei der Arbeit, auf dem Moped, in einer Karaokebar oder auf einer Feier. Ohne glücklichen Gesang ist jeder Tag nur halb so schön! 
  2.  Lange Fingernägel sind Symbol der oberen Gesellschaftsschicht. Umso länger, umso besser, denn dies zeigt schließlich, dass man mit seinen Fingern nicht „hart“ arbeiten muss, wo sie im Normalfall abbrechen würden. Gerne versuchen sich deshalb auch Bauarbeiter, Tuktuk-Fahrer oder andere Personen der „unteren Schicht“ mit mindestens einem langen Fingernagel einen höheren Rang zu ergattern (hierzu dient meist der Nagel des kleinen Fingers). 
  3. Sind Einheimische auf besondere Feste eingeladen, bringen sie meist Geld als Dankeschön mit. Der Betrag orientiert sich schlichtweg daran, wie groß ihr Einkommen ist, beziehungsweise wie viel Geld ihnen zur Verfügung steht. Mit der Geldübergabe gehen sie dann ganz anders um, als ich es von Deutschland gewohnt war: Bei uns wird das Geld sorgfältig in einem Umschlag versteckt und der Betrag bleibt möglichst unerwähnt. Es ist sowohl dem Schenker, als auch dem Beschenkten fast schon unangenehm sich über den Inhalt des Umschlages auszutauschen. In Kambodscha wird über Geld jedoch grundsätzlich offener und direkter gesprochen – so zeigt man auch dem Gastgeber auf einer Feier deutlich den geschenkten Geldbetrag und zählt sogar noch einmal gemeinsam mit ihm nach.

  4. KambodschanerInnen laufen ungern, dafür ist es ihnen einfach zu warm. Der Roller bringt sie von A nach B, selbst wenn die Distanz nur ein Katzensprung ist! 
  5. Pickel sind mit der größte Zeitvertreib: Sie werden überall, stets öffentlich und in jeder Lebenslage an den Rollerspiegeln ausgedrückt! 
  6.  Kindern wird das traditionelle Kartenspielen, wie wir es hier in Deutschland kennen, meist untersagt, da es mit dem Glücksspiel in Verbindung gesetzt wird, welches traditionell in Kambodscha verboten war. Seit nicht allzu langer Zeit ist es zwar wieder erlaubt, das traditionelle Kartenspiel wird jedoch trotzdem eher zum Zukunft vorhersagen, als zum Spielen verwendet. 
  7. Schlafen gehört zu ihren größten und meist ausgeübtesten Leidenschaften. Dies tun sie: auf dem Roller, in der Hängematte, in einem Tuktuk, auf dem Boden, auf einem Stuhl, an einer Wand und manchmal sogar in einem Bett.

  8. In Kambodscha gilt es als unhöflich, mit dem Fuß, vor allem der Fußsohle, auf andere Leute zu zeigen. In einem Sitzkreis setzt man sich daher immer seitlich, um diese Geste zu vermeiden. 
  9. Tatsächlich besitzt Kambodscha 17 Flughäfen, einige von ihnen stammen sogar noch aus der französischen Kolonialzeit. Zum aktuellen Zeitpunkt sind jedoch nur 4 unter ihnen aktiv, Siem Reap und Phnom Penh werden dabei auch international angeflogen. 
  10. In Kambodscha geht man früh ins Bett. Zwischen 8 und 9 ist oft selbst an touristischen Orten totale Funkstille!

  11. Grundsätzlich wird in Kambodscha jedes Getränk mit Eis serviert. Ja in der Tat, zum Leidwesen aller Europäer, wird sogar das Bier mit Eiswürfeln getrunken! (Kleiner Tipp, man muss das Glas nur schnell genug leeren, dann ist das Bier nicht allzu verwässert 😉 )

  12. Ein schnelles Missverständnis: In Deutschland ist es üblich, dass wir Personen mit einer flinken Handbewegung zu uns rufen. Hierbei drehen wir die Handinnenfläche nach oben und bewegen anschließend unsere Finger mehrmals in Richtung Handgelenk. In Kambodscha bedeutet diese Handbewegung jedoch das genaue Gegenteil: Geh weg! Um jemanden zu sich zu locken, wird die Handinnenfläche nach unten gewendet und dann die Finger in Richtung Handgelenk bewegt. 
  13. Männer sind prinzipiell sehr stolz auf ihren Bauch – hat man einen, wird er zur Schau gestellt! Ist schließlich ein Zeichen des Wohlstands, den sich (leider) nur die Wenigsten leisten können.MotofahreninKambodscha1 

SchlafeninKambodscha1


Ich hoffe, dass euch das Lesen genauso viel Spaß gemacht hat, wie mir das Schreiben. Und, dass ich euch darüber hinaus noch das Ein oder Andere Unbekannte mitteilen konnte.
Nun bin ich zwar zurück in Deutschland, werde mich trotzdem noch mit weiteren kurzen Artikeln zu Wort melden. Bis bald 🙂 

Die Uhr tickt

DCIM101GOPRO

„Kaum zu glauben, wie schnell ein Jahr vergehen kann. Vor allem natürlich dann, wenn man es zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und mit den richtigen Personen verbringt.“

Mit der Zeit gewöhnt man sich selbstverständlich nicht nur an den Ort an dem man lebt, an die Kinder, die man unterrichtet, sondern vor allem auch an die Personen mit denen man in einem Haus zusammenwohnt. Im Laufe unserer 12 Monate an dieser wunderbaren Schule durften wir bisher 30 neue und durchaus interessante Freiwillige aus aller Welt kennen lernen . Leider ist dieses Kennenlernen auch gleichzeitig immer mit Auf Wiedersehen-Sagen verbunden – ein Zusammensein auf Zeit. Ständig werden Tage gezählt und sich auf einen nächsten Abschied eingestellt. Die Uhr tickt und auch wenn man sich an Abschiede wohl nie vollkommen „gewöhnen“ kann, da sie einem persönlich unterschiedlich nahe gehen, wird es ein Stück weit zur Normalität.

Die Gruppe verändert sich ständig, nur der Kern bleibt gleich – und der besteht nach wie vor aus Lenny, Moritz, Inga und mir. Insbesondere diese Eigenschaft macht unsere Wohngemeinschaft lebendig und lässt es mit Sicherheit nie langweilig werden. Die Freiwilligen, die uns jedoch 6 Monate oder noch länger auf unserer Reise begleiteten, wuchsen uns ganz besonders ans Herz und es sind Freundschaften entstanden, die ich nicht mehr missen möchte.

Spannend wird es sicherlich, wenn wir Einjährigen in 11 Tagen auf einmal das Haus verlassen und wie sich die Gruppendynamik dann fortan weiterentwickeln wird. Gerne würde ich von Deutschland aus immer mal wieder einen Blick hineinwerfen..


 

Mit unserer mal kleineren und mal größeren Wohngemeinschaft haben wir jedoch nicht nur hier in Tonle Bati viel Zeit verbracht, sondern darüber hinaus mehrere Wochenend-Ausflüge unternommen. So ging es nach Kampot, um den berühmten Kampot-Pfeffer zu testen, in das schöne Kampong Cham oder erneut auf die Insel Koh Rong. Genauere Details über diese Kurztrips möchte ich euch ersparen, aber Eines möchte ich erwähnen, da es mir sicherlich positiv in Erinnerung bleiben wird:

Wie groß und wie heterogen unsere Gruppe jeweils gewesen sein mag, diese Ausflüge waren wohl mit die abwechslungsreichsten, lustigsten und einprägensten dieses Jahres! Danke dafür ♥

Kingdom of wonder 

Landscape_KampongCham

​Es ist der Moment, wenn man die Sonne spürt
Wenn man durch die Landschaft saust
Dann, wenn nur der Weg selbst dich führt
Während dir der Wind um die Ohren braust.

Es ist der Moment, wenn dir die Kuh im Weg rumsteht
Und du ihr lachend in die Augen siehst
Bis dir die Landluft in die Nase weht
Und du weiter durch die Felder schießt.

Es ist der Moment, wenn Platzregen Sonnenschein ersetzt
Und man freudestrahlend nach draußen springt
Weil man dank der Hitze auch Regen schätzt
Und gemeinsam klitschnass Lieder singt.

Es ist der Moment, wenn sie bei der Arbeit innehält
Und dir ein unbekanntes Lachen schenkt
Weil ihr dein Anders-sein ins Auge fällt
Und sie das nicht täglich kennt.

Es ist der Moment, wenn ich die Holzhäuser erblicke
Und ein freundliches ‚Hallo‘ erklingt
Wenn ich dem alten Herrn dort nicke
Der in der Hängematte Zeit verbringt.

Es ist der Moment, wenn man vor Freud‘ nur strahlen mag
Und man sich wirklich glücklich schätzt –
Denn man genießt hier jeden Tag
Und das werd‘ ich – bis zuletzt!


Es sind all die Momente, die man nie vergisst
Die zeigen, wie unglaublich toll du bist.
Und es sind die Dinge, die man am meisten vermisst
Wenn man nicht mehr mit dir zusammen ist:

Kambodscha, du bist wunderbar! 

 

Beste Kumpanen 

In meiner Zeit in Kambodscha habe ich gelernt, dass eine Sprachebarriere zwar eine große Herausforderung sein kann, sie jedoch mit Sicherheit kein Hindernis ist. Wenn man wirklich will, gibt es immer einen Weg der Verständigung und das ein oder andere Mal ist mündliche Kommunikation weniger von Nöten als meist angenommen. 

Das beste Beispiel hierfür ist für mich unser Verhältnis zu den Arbeitern unserer Schule: Das unsere Gespräche aufgrund der Sprachbarriere teils auf das geringste minimiert sind, hindert uns noch lange nicht daran, viel Zeit miteinander zu verbringen und jede Menge Spaß zu haben. Zwar bedaure ich sehr, nicht fließend Khmer zu sprechen, um mich mit Ihnen ausführlicher unterhalten und sie noch besser kennenlernen zu können, aber trotzdem sind mir diese Personen sehr ans Herz gewachsen. 

So treffen wir uns nach der Arbeit gerne mit ihnen, um Fussball oder Volleyball zu spielen, unterrichten uns gegenseitig, essen und trinken zusammen oder tanzen durch die liebe lange Nacht! Gerade weil ich diese Menschen so schätzen und lieben gelernt habe, möchte ich sie euch in diesem Blogeintrag vorstellen.  

Nummer 1:

Beginne ich mit unserem engsten Gefährten und Retter in der Not – Sarom! Als Hauptarbeiter hat er in der Schule schon grundsätzlich eine besondere Stellung, die auch jeder hier zu respektieren weiß. Trotz seiner leicht arroganten bosshaften Art, scheint ihn doch jeder gern zu haben und trifft sich nach Feierabend noch mit ihm auf ein Bier. 
Mit seinen beiden Kindern wohnt er in einem kleinen Baumhaus direkt neben uns, wodurch er immer in der Nähe ist, um uns aus der Patsche zu helfen: wenn das Licht kaputt ist, wir kein Strom oder kein Wasser haben, eine Ratte über meinem Bett ein Nest gebaut hat oder Bier im Kühlschrank darauf wartet getrunken zu werden. 

Außerdem ist er kein schlechter Khmer-Lehrer, unglaublich herzlich, für jeden Spaß zu haben und ist an allem – auch an uns – sehr interessiert. Selbstverständlich feiert er gern, wodurch wir definitiv etwas gemeinsam haben und von dieser Gemeinsamkeit auch äußerst gern Gebrauch machen 😉

Nummer 2:

Fortfahren tue ich mit meinem lieben Hal. Von ihm habe ich euch bereits des Öfteren berichtet, da ich ihn seit Beginn meines Aufenthaltes in Englisch unterrichte. Bis heute kann ich mit Überzeugung sagen: er ist und bleibt mein bester Schüler! 
Neben Sarom und Hout zählt er zu den unersetzlichen Stammarbeitern auf unserem Gelände. Als Schreiner ist er für alle Einrichtungsgegenstände verantwortlich und funktioniert am Wochenende außerdem als Bademeister am Pool.  Noch dazu ist er unglaublich lieb und ein süßer Papa. Für mich ist es vor allem schön, dass er so gut Englisch spricht, da ich ihn dadurch auch persönlich besser kennenlernen durfte.

Nummer 3: Panha – Batista Cambodia!

Dir haben wir definitiv einiges an Gelächter zu verdanken: „Allemong big big – Cambodia small small“ werden wir in deinem Wortlaut sicher nie vergessen. 

Ich wünsche dir, dass du in Zukunft auch mal bei der Arbeit lachen kannst und du in 20 Jahren noch so jung aussiehst wie heute (tatsächlich, er ist „schon“ dreißig, verheiratet und hat ein süßes kleines Kind!). 

Ein Hoch auf dich!

Nummer 4:

Als nächstes folgt unser Kletteraffe ‚Sothea‘. 31 Jahre alt, ebenfalls verheiratet und Vater eines gehbehinderten Sohnes, der glücklicherweise an unserer Schule unterrichtet werden kann. Dank seiner Figur und seiner Kappe sieht auch er ziemlich jung aus – jedoch fehlen ihm die Haare auf dem Kopf, woraus sich Schüler und Arbeiter gerne einen Spaß machen und ihm seine Kappe klauen. 

Sothea ist die Sportskanone schlechthin und noch dazu eine flotte Sohle auf dem Tanzparkett. Er legt bei jeder Feier mindestens ein einstündiges Tanz-Solo hin und Lenny versucht noch immer vergeblich sich seine Bewegungen abzuschauen. Nie müde und immer gut gelaunt – so würde man Sothea wohl am besten beschreiben!

Nummer 5 + 6:

Zuletzt wären da noch Sokun und Narreth, zu denen es jedoch nicht viel genaueres zu sagen gibt, außer: ein Schokobrötchen-Liebhaber trifft auf einen verrückten Gorilla! 

____________________________________________

Diese Menschen bleiben wahre Schätze – für die Schule, aber vor allem auch für uns Freiwillige. Sie sind unser intensivster Kontakt zur einheimischen Gesellschaft und bescheren uns noch dazu so viele schöne und lustige Stunden!
An jedem Schultag weiß ich, dass noch eine schöne Abwechslung folgen wird, die uns den Tag versüßt. 

Und für all die Male, die ihr uns noch schnell ein paar Mangos gepflückt, mir eine Cola spendiert, oder uns Sticky Rice mit Banana gekauft habt, bin ich euch so dankbar. Danke, dass auch ihr meine Zeit in diesem wunderbaren Land so unvergesslich macht! 

Um es in euren Worten zu sagen: Khnijom srolang neak. I will not forget you! ❤ ខ្ញុំនឹកអ្នក។ អរគុណគ្រប់យ៉ាង។

Ich denk an längst vergangene Tage, wir saßen genau hier, 

man hatte Ziele und auch Träume, ne Menge Spaß den hatten wir. 

Wunderbare Tage, es war eine schöne Zeit, 

ich habe Tränen in den Augen, denk an die Vergangenheit. 

Das kambodschanische Schönheitsideal

Neulich hatte ich das Glück bei einer kambodschanischen Hochzeit Gast sein zu dürfen. Dies ist einerseits ein Geschenk, und andererseits eine Qual – wie ich schon sehr bald feststellen durfte. Um nämlich eine solche Hochzeit zu besuchen bedarf es einiger Vorbereitung, die nicht nur Zeit, sondern auch einiges an Geld in Anspruch nimmt.

Eine Hochzeit ist schließlich nicht nur eine Hochzeit, nein, eigentlich ist es ein Präsentierteller, auf dem zumindest jedes weibliche Wesen versucht aus der Masse hervorzustechen. Nun mag man sich fragen: was unterscheidet eine kambodschanische Hochzeit denn in dieser Hinsicht von einer deutschen, einer österreichischen Gala oder einem amerikanischen Abschlussball? Wohl nicht viel, jedoch eine recht markante Sache: das Schönheitsideal.

Kambodschanerinnen scheinen nach genau all dem zu streben, was ihnen wohl grundsätzlich eher selten gegeben ist: weißer Haut, ausgeprägten Kurven, geschwungenen und überaus langen Wimpern, welligen Haaren, langen Fingernägeln und einem langen Körper. Dieses in vielen Köpfen verfestigte Schönheitsideal führt letztendlich dazu, dass ein 5 stündiges Hochzeitsfest bis zu 10 Stunden Vorbereitung erfordern kann: Die Haut wird mit viel Arbeit und viel Make-Up auf das Extrem aufgehellt, die Haare mit einem Lockenstab zu einer tollen, voluminösen Hochsteckfrisur geformt, Brust und Po mit speziellen Push-up-Polstern hervorgehoben, die Körpergröße mit Highheels fast verdoppelt, künstliche Wimpern angeklebt und Finger- sowie Fußnägel mit viel Farbe und Kleber aufbereitet. Nicht fehlen darf dazu selbstverständlich das passende Kleid, dass das Erscheinungsbild abrundet.

Dies alles dauert seine Zeit, kostet vor allem aber auch viel Geld. Dieser Umstand sorgt meiner Meinung nach auf der Feier selbst dazu, dass sich der Unterschied der ärmeren und der wohlhabenderen Bevölkerungsschicht schnell erkennen lässt.
Auch wir haben uns auf einige dieser Riten eingelassen und uns auf den chaotischen Märkten Phnom Penhs auf die Suche nach einem adäquaten Kleid und passenden Schuhen gemacht. Bei unserer Größe keine einfache Angelegenheit und zuletzt waren nicht nur fünf Stunden vergangen, sondern wir auch um 50 Dollar ärmer.

Über all dies hinaus, ist es in Kambodschas Kultur ein ungeschriebenes Gesetz, dass man dem Brautpaar zur Hochzeit Geld als Geschenk übergibt. Die Summe orientiert sich grundsätzlich an dem Vermögen der Person und an dem Verwandtschaftsgrad zum Brautpaar. Ist man also ein naher Verwandter kann die Summe bis zu 200 Dollar betragen, ist man „reich“, aber nicht mit der Person verwandt, schenkt man für üblich um die 25 Dollar und zählt man zur armen Bevölkerungsschicht übergibt man nur etwas mehr als einen Dollar. Auf diese Weise finanziert das Brautpaar ihr mehrtägiges Hochzeitsfest und dies ist auch mit ein Grund, weshalb sehr viele Personen, auch nur entfernte Bekannte, eingeladen werden. Bei der Hochzeit die wir nun besuchten, waren auch wir nur entfernte Bekannte – jedoch werden solche Kontakte gerne genutzt, da wir als Westler in Südostasien generell als sehr vermögend angesehen werden und eine große finanzielle Unterstützung sein können. Diese waren wir auch gerne und haben es genossen noch weitere Facetten der kambodschanischen Kultur kennenzulernen!

Nun aber zum Ablauf einer kambodschanischen Hochzeit: wie bereits erwähnt findet das Fest meist über mehrere Tage statt. Am ersten Tag wird nur mit dem engsten Familienkreis gefeiert – über die Zeremonie dieses Tages kann ich euch leider nicht berichten -, die folgenden Tage mit Freunden und Bekannten. Besonders viel scheint zumindest am zweiten und dritten Tag nicht zu passieren: es gibt Essen, sehr viel Bier, eine Bühne mit verschiedenen Gesangsauftritten und außerdem einen Spezialauftritt des Brautpaares. Gegen 21 Uhr bahnt sich also das Brautpaar seinen Weg durch die Masse, wird dabei fleißig fotografiert und bei Betreten der Bühne wird feierlich applaudiert. Kurz darauf wird ein Brautstrauß geworfen und anschließend gibt es einen kurzen Hochzeitstanz, um einen Tisch herum, der mit Früchten bedeckt ist. Das Ritual des mit Früchten bedeckten Tisches ist wohl mit einer Hochzeitstorte in unserer Kultur vergleichbar!

Als Außenstehender könnte man meinen, dass eine Hochzeit nur so gut ist, wie die Lautstärke der vorhandenen Musikboxen. Aus Erfahrung haben wir daher unsere Ohrstöpsel eingepackt, um notfalls unser Gehör zu schützen – was zeitweise auch tatsächlich notwendig ist. Zu der lauten Musik wird auch fleißig getrunken und getanzt – das Essen hingegen steht eher an zweiter Stelle. Ich kann kaum in Worte fassen, wie unglaublich heiß es in diesem Kleid und unter dem aufgebauten Zelt war. Dass mein Kleid so über den Abend eine sehr dunkle Farbe angenomen hat, lag sicherlich auch daran, dass wir die größte Attraktion auf der Veranstaltung waren und uns keine 10 Minuten Pause gönnen durften, ehe wir wieder zum Tanzen aufgefordert wurden.

Alles in allem war es aufgrund der Hitze und der vielen vielen Fotos zwar unglaublich anstrengend, aber ich bin sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Wir hatten auf jeden Fall jede Menge Spaß! Zuletzt noch einige Impressionen des Abends:

​Busfahren in Kambodscha

Drei Freiwillige aus Deutschland machen sich auf den Weg in den „Wilden Osten“ Kambodschas. Dschungel, wilde Tiere, versteckte Seen und Wasserfälle – doch um dort hinzukommen, müssen wir erstmal Busfahren. Um Geld zu sparen kaufte ein Einheimischer uns je ein Ticket für nur 5 Dollar nach Sen Monorom in der Provinz Mondulkiri.

Im Nachhinein zeigte sich: Mit sinkendem Preis steigt das Abenteuer! 

Als wir in den noch recht leeren Bus eintraten, warfen uns die Einheimischen bereits mitfühlende Blicke zu. So, als wüssten sie genau worauf wir uns da eingelassen haben und als würden wir ihnen schon jetzt etwas Leid tun. Verstanden habe ich das ganze erst einige Minuten später, als sich der Bus nach und nach und mehr und mehr füllte. Nein nicht nur mit Menschen, auch mit Säcken voll Obst und Gemüse, Motorrollern, Baumaterialien und anderem Gepäck. Augenscheinlich ist dieser Bus für 22 Personen ausgelegt, geht man von einem westlichen Blickwinkel aus. Für einen Kambodschaner heisst dies jedoch: 43 Personen ist doch gar kein Problem, und ein Neugeborenes passt auch noch auf den Schoß. 

Alle 5 Minuten dachte ich tatsächlich „jetzt geht’s los. Nun geht’s nicht voller.“. Doch wenn kein Platz da ist, wird eben Platz gemacht: so hatte schlussendlich fast jeder zwei Kinder auf dem Schoß, auch wenn es nicht einmal die Eigenen waren.

Die letzte Reihe ist auf dem Bild leider nicht einmal zu sehen: 3 Sitze – 6 Personen. Moritz hatte es kuschelig ganz hinten!

Zu der Enge und der Hitze kam auch noch der Mundgeruch meines Nachbarn hinzu, der nach einer ungesunden Mischung aus Rauch und verfaulten Zähnen roch. Auch die fürchterlich lauten Geräusche der Comedy-Show, die aus dem Miniaturfernseher des Busses kamen, waren nicht gerade Musik für meine Ohren. So saß ich da, zwischen einer Horde Kambodschanern, schlug mir die Hand an die Stirn und sagte zu Inga: „Um Himmels Willen. Hier erlebt man was.“. 

So war es auch und die nächste Stunde blieb weiterhin spannend:                       Der kleine Spatz auf dem Schoß des Mannes neben mir aß eifrig seinen Reis mit Rind und Ingwer – Ingwer mochte er jedoch nicht, weshalb die Hälfte seines Essens an meiner Hose abgestreift und anschließend auf dem Sitz abgelegt wurde. 

Völlige Erschöpfung nach der Ingwer-Rind-Mahlzeit. Und auch Ing scheint sich von der Fahrt erstmal ein Ründchen erholen zu müssen! 😉

Währenddessen bretterte unser Fahrer wie ein Bekloppter über die Landstraßen. Wild hupend, damit alle anderen Verkehrsteilnehmer ihm auch ja aus dem Weg gehen. So dauerte es nicht lange, bis bereits das dritte Kind sich übergab und auch die Einheimischen sich ihre Schals vor die Nase drückten, um von dem Gestank nicht angesteckt zu werden. Der Müll – und somit auch die vollgekotzten Plastiktüten – wurden dann stets fix einfach aus dem Fenster geworfen und auf diese Weise entsorgt.

Nach eineinhalb Stunden gab es dann den ersten kurzen Halt – wie wild strömten Frauen an unsere Fenster, die 5 aufgespießte Eier verkauften. 5 gekochte Eier nacheinander zu essen, das schaffen auch wirklich nur Kambodschaner. Als jeder einmal im Gestrüpp Pipi machen war und genügend Eier verputzt wurden, ging die abenteuerliche Fahrt auch schon weiter.

Immer wieder stiegen Fahrgäste aus und dafür gesellten sich Neue zu uns. Es überrascht mich in vielen Fällen, wir harmonisch Kambodschaner miteinander umgehen: als Aussenstehender hat man meist das Gefühl, sie würden sich alle seit Ewigkeiten kennen und wären einander vertraut.

Vor mir saß mittlerweile eine Mutter mit ihrem Kind, die dieses auf Läusebefall untersuchte und das ein oder andere Lebewesen mal eben zwischen den Fingernägeln zerquetsche. So werden die Parasiten erfolgreich bekämpft!
Eine gute Stunde hat es mich wahrlich gekostet, mich an die Umstände zu gewöhnen – aber diese Stunde war es definitiv wert. Vergeblich versuchte ich daraufhin nicht einzuschlafen, um meine MitfahrerInnen genauestens beobachten und möglichst viel von ihren Gesprächen aufschnappen zu können. Ich finde es noch immer spannend wie die Menschen hier essen, trinken, reden, lachen und ich lerne dauernd Eigenheiten kennen, die mir sehr gut gefallen. 
Eine 62 jährige Frau stieg schon bald in den Bus und nahm den Platz des Mannes ein, der zuvor neben mir gesessen hatte. Es dauerte nicht lange, bis wir ins Gespräch kamen und ich von all meinen Khmer-Kenntnissen Gebrauch machen musste, denn Englisch sprach sie nicht. Auch andere Mitfahren hörten fleißig zu und grinsten mich an, Englischkenntnisse hatten jedoch auch sie nicht. So endeten die letzten beiden Stunden für mich zum Teil in einer intensiven Unterrichtseinheit und mir wurde mal wieder bewusst, wie gerne ich doch fließend Khmer sprechen würde. 

Aber auch so durfte ich einiges über Sie, ihre Familie und Kambodscha erfahren. Vor allem aber hatte ich durch diesen Kontakt und den Gesprächen mit ihr das Gefühl ein kleines bißchen in die „Busgemeinschaft“ aufgenommen zu werden. So wurde mir auch gleich darauf etwas zu Essen angeboten und ich durfte lecker Reis mit Bohnen naschen!
Nach fünf Stunden war der ganze Spuk vorbei: die Hühner haben überlebt, unsere Rucksäcke auch, das aufgeschnallte Moped sah geputzt wieder aus wie neu und die Insassen sind alle heil und zufrieden angekommen. Meine neue Bekannte stellte mir noch kurz ihre Tochter vor und fuhr dann winkend davon. 

Das auf dem Moped gestapelte Gepäck – unter anderem die Hühner – wurden leider bereits abgeladen. Das hätte ich euch gerne noch gezeigt!


Alles in allem ist Busfahren in Kambodscha auf jeden Fall eins: allzeit eine große Überraschung!

Lehrer sein

Heute frage ich mich, wie ich damals nur im Geringsten glauben konnte, dass Lehrer unter sich nicht über ihre SchülerInnen tratschen. Und dass sie vielleicht doch keine Lieblingsschüler haben, oder eben die, die ihnen besonders auf den Keks gehen.

Mittlerweile weiß ich: Natürlich tun sie das!

So wie wir Freiwilligen nun auch seit über 8 Monaten. In unserer Freiwilligenbude handeln um die 70 Prozent unserer Gesprächsthemen von unseren Schülern und auch jeder hat seine persönlichen Lieblinge und Rivalen, über die sich fleißig ausgetauscht wird.

Aber wieso auch nicht? Schließlich sind die SchülerInnen es, die uns mit Kleinigkeiten den Tag versüßen, die über unsere Tagesstimmung walten können, die uns richtig auf die Palme bringen, oder uns gegebenenfalls stolz und glücklich machen. Die sind es doch, die den Beruf der „Lehrkraft“ erst so spannend und schön werden lassen. Die Zusammenarbeit mit so vielen von Grund auf verschiedenen Kindern, kreativen Köpfen und energievollen Herzen lässt jeden Tag als Lehrer einzigartig werden. Ganz selbstverständlich ist dabei doch, dass es unter all den Menschen mit denen wir Tag für Tag zusammen sind, den ein oder anderen gibt, der einem besonders symphatisch ist und den man noch etwas fester in sein Herz schließt. Auch wenn ich finde, dass das etwas sehr schönes ist, kann es das „Lehrer sein“ durchaus mühsamer machen. Denn erst hier habe ich wirklich verstanden, wie schwierig es sein kann lediglich „objektiv“ zu handeln, und all seine persönlichen Gefühle außer Acht zu lassen. Dabei war dies ja immer genau das, was man selbst als Schüler von seinen Lehrern erwartet hat.

Ganz hundert Prozent wird das wohl nie sein, aber an dieser Stelle ein ganz großes Lob an all die Lehrer, denen diese Herausforderung hervorragend gelingt!


Auch ich habe also meine Favoriten – und nehme mir ausnahmsweise das Recht heraus, euch diese mit einigen Fotos vorzustellen. Spannend ist für mich persönlich, dass sich meine Sichtweisen vor allem über die letzten Monate doch sehr stark veränderten und ich erst jetzt einige tolle Seiten in vielen Kindern entdeckt habe. Der ein oder andere unter meinen Schülern schafft es tatsächlich mir einfach täglich ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern! 

Für diese kleinen Momente, bin ich unglaublich dankbar ♡

Sreydeith – du wunderschönes Strahlekind. Mit deiner guten Laune steckst du auch mich oft an. Danke, dass du so schön unkompliziert bist und bei allem mitmachst!

Thieri – deine Guten Morgen- Umarmung werde ich vermutlich irgendwann vermissen. Danke, dass du stets noch bereit bist für mich zu übersetzen, wenn meine Khmer-Skills nicht mehr ausreichen!

Tatsächlich habe ich nicht nur Lieblingsschüler, sondern auch eine ganze Lieblingsklasse: 2.3! Erst im Laufe der Zeit habe ich euch so richtig zu schätzen gelernt und mittlerweile seid ihr für mich kaum mehr weg zu denken. Ihr habt mir gezeigt, wie schön das „Lehrer sein“ doch sein kann und mich an manchem harten Tag wieder glücklich gemacht. Danke, dass ihr mir meine Strenge ab und an nicht übelnehmt und mich gleich im Anschluss wieder herzlich in den Arm nehmt. 

Mengseu – vor allem in den letzten Monaten hast du dich unglaublich gemacht und aus der leicht patzigen Nervensäge ist ein echtes Wunderkind geworden. Du gibst mir immer wieder in kleinen Gesten zu verstehen, dass du mich auch so gern hast, wie ich dich. 🙂

Und zuletzt: Sophy du Schönheit! Wenn irgendjemand, der meinen Blog liest, eine Idee hat, wie wir einen unglaublich hübschen, sportlichen, musikalischen und immer lachenden 12-Jährigen groß rausbringen können- dann bitte her damit! Dir habe ich vor allem aufregende Dutchball-Finals zu verdanken und bis jetzt schaffe ich es tatsächlich noch gegen dich zu gewinnen. Jedoch vermutlich nicht mehr lange! Mach weiter so, aber tu mir einen Gefallen: Lernen fleißig Englisch, das lässt nämlich noch zu wünschen übrig. 😉😊